Wenn das Wetter den Markt regiert
Auf dem Bauernmarkt beginnt beinahe jedes Gespräch mit dem Himmel. „Ganz schön frisch heute“, sagt die Kundin, während sie die Äpfel in ihren Korb legt. Und schon sind wir beim unvermeidlichen Thema: dem Wetter.
Für uns Marktbeschicker ist es nicht bloß Smalltalk. Sonne, Regen, Frost – alles entscheidet über Ernte, Preise und Laune. Ist es wochenlang heiß, verbrennen die Salatköpfe. Regnet es zu viel, fault das Obst. Kommt dann noch Wind dazu, fliegen die Schirme schneller davon, als wir „Hallo“ sagen können.
Hinter jedem Stand steckt ein Stück Wettergeschichte: Tomaten, die endlich Farbe bekommen, nachdem der Juli gnädig war. Kartoffeln, die im Schlamm geackert werden mussten. Oder Äpfel, die den Sturm erstaunlich tapfer überstanden haben.
Natürlich gehört das Jammern fast so sehr zum Markt wie der Duft von Obst, Gemüse und frischem Brot. „Heuer is nix g’worden“, sagt der eine. „Zu viel Nässe, zu wenig Wärme“, die andere. Und doch stehen wir jeden Mittwoch und Samstag da, stapeln Gemüse und Co und lächeln tapfer – egal, ob die Sonne scheint oder die Tropfen das Preisschild aufweichen.
Vielleicht ist das der Trost: Das Wetter liefert uns nicht nur Sorgen, sondern auch Gespräche. Es verbindet Kunden und Bauern, Verkäufer und Genießer. Und wenn jemand beim Einkauf murmelt: „Morgen soll’s besser werden“, dann nicken wir alle erleichtert und hoffen, dass es diesmal stimmt.
Mit freundlichen Grüßen
Selina Eberl