Vor fünfzig Jahren …
… lebte ich als Fünfjähriger mit meinen Geschwistern, Eltern und Verwandten im kleinen Haus meiner Großeltern. Oma und Opa hatten das Haus in mehrjähriger Arbeit erbaut, nachdem die kleine „Keuschn“, welche sie auf Leibrente erworben hatten, abgebrannt war.
Zur Versorgung hatten sie einen Garten und Acker sowie Hühner. Einmal im Jahr wurde ein Schwein geschlachtet. Warmwasser im Bad gab es Samstagabend, es war also ein normaler Haushalt.
Der Schotterweg zum Haus wurde nach Regenfällen gemeinsam mit den Nachbarn in Ordnung gebracht, keiner wäre auf die Idee gekommen, bei der Gemeinde anzurufen. Dies wäre auch schwierig gewesen, das einzige Telefon im Ort hatte der Dorfwirt.
Mit knapp sechs Jahren begann ich mit der Volksschule, die drei Kilometer gingen wir Kinder zu Fuß. Die Passion, so kurze Strecken zu Fuß zu gehen, ist mir geblieben.
In Erinnerung ist mir die Aufregung meiner Oma vor der jährlichen Fahrt mit meiner Tante im VW-Käfer nach Graz zum Kastner&Öhler. Zurück kamen sie mit Einkäufen, die mit Schnüren verpackt waren. Zum Tragen gab es einen speziellen Griff, welcher im Folgejahr wiederverwendet wurde.
Ein heute Fünfjähriger hat vermutlich einen größeren ökologischen Fußabdruck als meine Oma, als sie mit 57 Jahren unerwartet verstarb. Sie war eine zufriedene Frau.
Wann in den letzten fünfzig Jahren, liebe Leser*innen, ist diese Zufriedenheit der jetzigen Unzufriedenheit und Jammerei gewichen?
Herzlichst, Helmut K. Lackner